Freitag, 15. August 2008

Synchronizität und Verschränkung


Der Schweizer Mediziner und Psychologe Carl Gustav Jung prägte den Begriff der Synchronizität.

(Ein sehr einfaches Beispiel für dieses Phänomen ist folgendes: Du denkst gerade (intensiv) an einen Menschen, den du sehr lange nicht gesehen und gesprochen hast. Plötzlich klingelt das Telefon und eben jener Mensch meldet sich.)

Ein solches Ereignis würden wir im allgemeinen als Zufall bezeichnen. C. G. Jung bezeichnete den Zufall, als „Wiederkehr des Verdrängten“, das sich in Synchronizits-Ereignissen als das Numinose (er verstand darunter eine Art spirituelle Einheitserfahrung) wiederfände.


Jung stand in engem Kontakt mit dem Wiener Physiker Wolfgang Pauli, der für seine Verdienste um die Quantenphysik einen Nobelpreis bekam.


Was bei Jung Synchronizität heißt, wurde von Gottfried Wilhelm Leibnitzprästabilierte Harmonie“ genannt - in der Quantenwelt spricht man von „Verschränkung“ (ein sehr netter Film dazu: Das Doppelspaltexperiment).


Unsere Theorie der Welt ist im wesentlichen kausal (siehe: Wissenschaft). Wir denken vornehmlich kausal und nehmen vorwiegend kausal wahr. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn ohne unseren (rationalen) Verstand hätte die Menschheit wahrscheinlich keine großen Überlebenschancen (der Möglichkeit zur Evolution und kulturellen Entwicklung) in der Natur gehabt. Dem Gegenüber stehen spirituelle und transpersonale Erfahrungen, die in unserer (heutigen) Welt weitgehend ausgeklammert und vernachlässigt sind.


Achtsamkeit, ein Stichwort, das in der philosophischen Tradition unter dem Begriff Phänomenologie bekannt ist, hat sich längst noch nicht in unserem Alltag umgesetzt. Zwar weisen die Begriffe auf ein (generisches, also: allgemeines) Beispiel von Verschränkung: Subjekt („Ich“) und Objekt („Du“) sind getrennt und doch eins, voneinander getrennt und gleichwohl verbunden, aber das Loblied „wir sind ja alle eins“ erscheint uns doch wohl meist eher als ein spirituell-beschwörender Singsang: lärmend und langweilig.


Unsere Differenzierung (-sfähigkeit) in der Einheit, wie jene empathisch (verbunden) zu sein, lässt nach wie vor zu Wünschen übrig. Es ist aber Sache unseres Verstandes, zu entscheiden, ob er „Herr im eigenen Hause ist“, oder unser Selbst (unsere unmittelbare Erfahrung) zum Maßstab unserer Anschauungen und Verhaltensweisen führt.


In der Quantenwelt stellt sich die Wirklichkeit einmal als Teilchen (Individualität) und ein anderes mal als Welle (Verbundenheit) dar. Beides beschreibt die gleiche Wirklichkeit – die Trennung entsteht in der Anschauung (Verstand).


Die All-Einheit (die Leere, oder Quantenmechanisch: der Möglichkeitsraum) trennt unser Verstand in Subjekt und Objekt, als Teilchen und Welle (Inhalt und Form) – in komplementäre Zugänge zum Verständnis der Wirklichkeit.


Das Wesen der Wirklichkeit, als Individualität in der Gemeinschaft, der Verbundenheit in der Vereinzelung, als ein „in der Wahrheit Sein“, erfahrend scheint nach wie vor Herausforderung.


Wo wir dem Verstand den Platz einräumen, der ihm gebührt (als wichtiger ´Gesell, aber schlechter Lehrmeister´), wie unserer Empathie (Verbundenheit) jener, die ihr gebührt, schaffen wir den Raum für menschliche Weiterentwicklung – im Sinne der Wahrheit.


1 Kommentar:

M.Z.H. hat gesagt…

Freut mich deinen super Artikel zum Thema Achtsamkeit und All-einheit gelesen zu haben :) Auch der Verweis auf Jung ist bemerkenswert - aber es ist genauso: Wir stellen momentan fest, daß die moderne Wissenschaft langsam aber doch eine Ebene der Erkenntnis erreicht die - in manchen Bereichen - von mystischen Überlieferungen schon Jahrhunderte vorher gemacht wurden. Ich denke uns wird in den nächsten Jahren ein neues spirituelles Erwachen bevorstehen, das immer mehr auf den nächsten Evolutionssprung der Menschen hingeordnet ist. Was wird kommen? Transformation oder Apokalypse? Oder beides? :) Man darf gespannt sein. Zeit sich geistig vorzubereiten.

Achja und zum Thema Achtsamkeit hier auch einige Gedanken von mir:
Mut | Achtsamkeit